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# Donnerstag, 8. April 2004
Frauen sind Tratschgänse ! Ein lächerliches Klischee. Wir tratschen keineswegs. Wir sind die Aufrechterhalter des Informationsflusses. Wir sind zuständig für die Verbreitung und Umverteilung von Neuigkeiten. Niemand würde jemals auf die Idee kommen, abends den Fernseher anzustellen und beim Anblick des Nachrichtensprechers zu sagen: "Ah, schau an, die alte männliche Tratschgans schon wieder. Mal sehen, was er heute wieder nicht für sich behalten kann."

Mein persönliches Horrosszenario: mein Freund beichtet mir, dass meine beste Freundin ein Baby von ihm erwartet. Das ganze wäre nur noch zu toppen mit dem Nachsatz: "Aber erzähl bitte niemanden etwas davon." Dieser Nachsatz, ganz egal in welchem Szenario, bettelt doch danach, das erzählte sofort weiterzuerzählen. Natürlich nur ganz auserwählten Personen unseres Vertrauens. Personen, von denen wir wissen, dass auch sie es nur Personen ihres Vertrauens weitererzählen.

Frauen tratschen nicht um des traschen willens, nein. Wir verstehen durchaus, warum manchen Dinge unter Verschluss gehalten werden sollen. Und wir wissen, dass nicht immer alle alles wissen müssen. Etwas erzählt zu bekommen und niemanden weiterzu...informieren, ist aber tatsächlich oft weitaus schwieriger, als gemeinhin angenommen wird. Die Gründe dafür sind leicht erklärt und jeder wird verstehen, dass man an der Mission "ich behalte es für mich" einfach scheitern muss:

Da gibt es diesen Menschen, der einen nicht geringen Teil unseres Lebens einnimmt. Der Mensch, mit dem man soviel Intimes teilt und vor dem man keine Geheimnisse haben sollte. Zumindest keine, die andere betreffen. So wie man ihm erzählt, worüber man sich im Büro schon wieder ärgern musste, so erzählt man ihm auch, was man Spektakuläres gehört hat. Meist ist er nicht annähernd so begeistert oder aufgeregt dabei, wie man selbst, aber darüber kann man getrost hinwegblicken.

Dann gibt es die engsten Freundinnen, die verstehen warum die Neuigkeit so spannend und exklusiv ist. Frauen, die mitfiebern, sich mit Aufregen oder mit die Augen verdrehen und sagen "na das war ja wohl klar. aber du, hast du davon schon gehört ? du darfst es aber nicht weiterzählen..." Und natürlich geht es dabei auch immer darum, einander besser kennenzulernen. Im Speziellen lernen Andere die Person, deren Geheimnis verbreitet wird, besser kennen.

Ganz generell wurde dem "Tratschen" ein Beigeschmack zugefügt, der da gar nicht hingehört. Das Tratschen ist tiefenpsychologisch für unser Seelenheil wichtig. Neue Informationen können schockierend sein. Wir sind oft erstaunt, vollkommen baff, müssen uns aufregen. Dann sollten wir darüber reden, weil wir alleine mit der Last nicht fertig werden können. Es ist einfach zu viel für unsere schwachen Mädchenschultern. Oder aber, wir freuen uns mit Jemandem und dann muss man es erst recht weitersagen. Man erhält viel zu selten die Gelegenheit positive Nachrichten zu verbreiten.

Den Nachsatz "erzähl es aber bitte niemanden weiter" sollte es gar nicht geben. Weil man doch weiss, dass man genausogut um die prompte Überweisung von zehn Millionen Euro auf das eigene Konto bitten könnte. Wer eine Beziehung führt, wird seinem Partner davon erzählen. Und den besten Freudinnen sowieso. Und wer keinen Partner hat, erzählt es erst recht den Freundinnnen. Würde es nicht weiterzählt werden, wäre es kein Geheimnis mehr, sondern eine Sackgasseninformation. Und wenn es erstmal alle wissen dürfen, ist es ohnehin nicht mehr interessant. Über Themen, die Menschen interessieren, wird immer getratscht werden.

Und dann gibt es natürlich immer mal wieder Informationen, die einfach so aus uns rausrutschen. Die sind dann meist so bahn-brechend, dass sie sich irgendwie, ohne unser Zutun, von selbst verbreiten.
  Männer und Geheimnisse. Das ist ja so eine Sache. Männer sind generell eher geheimnisvoll. Wie oft hat man das schon gehört. "Du sagst ja nie was. Du lässt mich ja gar nicht an Dich heran. Ich weiss überhaupt nicht was in dir vorgeht." Ja klar. Aber darum geht es jetzt nicht. Naja ein wenig. Es geht darum, warum Männer, Geheimnisse die man ihnen anvertraut in den allermeisten Fällen für sich behalten. Sie lieber ins Grab mitnehmen würden als irgendjemandem davon zu erzählen.

Das hat zwei Komponenten: zum Ersten müssen wir Männer loyal sein. Das ist männlich. Ein Mann steht noch zum anderen Mann, auch wenn der bereits in Lügengeschichten untergeht. Wenn der also seine wunderbare Frau auf einer gemeinsamen Dienstreise mit einer anderen betrügt, dann ist für den Kollegen der mitfährt, ganz klar: "das ist Top Secret". Da muss nichtmal drüber geredet werden. Kein "Du, das bleibt aber unter uns". Das geht nonverbal.

Zum Zweiten ist da das männlich sein generell. Wir sollen stark wie ein Fels in der Brandung sein. Nicht weichen. Wer stark sein muss, muss sich eine möglichst breite Basis schaffen, darf nicht angreifbar sein. So machen wirs. Möglichst wenig preisgeben, um möglichst wenig Fläche in der Brandung oder aber eine breite Basis zu haben. Übertriebene Beredsamkeit ist also generell eher weniger männlich. Gut so? Keine Ahnung. Ganz, ganz schwer aus der Haut rauszukommen.

Deshalb also auch der Ehrenkodex. Aber es gibt Ausnahmen. Die Tratschweiber unter den Männern. Die sind meist sehr amüsant. Vorrausgesetzt, sie brauchen keinen Tauschhandel. Soetwas gibt es nämlich auch. Da werden Geheimnisse getauscht. In diesen langen Abenden, meist mit viel Alkohol. Aber auch nicht alle. Nur bestimmte, meist schlüpfrige. Das sind die seltenen Momente wo Informationen die Gräber die sich Männer nennen verlassen.

Im Prinzip ist der schwierigste Teil daran, ein Geheimnis zu behalten, den ersten Erzähldrang zu unterdrücken. Es sich quasi selbst zu erzählen, immer wieder, im Kopf. Nach ein oder zwei Wochen ist das dann auch schon vorbei, als hätte man es nie erfahren. Dabei macht Geheimnisse vergessen ja eigentlich überhaupt keinen Sinn. Ein Geheimnis ist eine wichtige Information, sonst gäbe es ja kein Interesse von irgendeiner Seite, es auch geheim zu halten.

Also was für ein Blödsinn ist es dann, genau das zu vergessen, was scheinbar wichtig ist und sich dafür über unwichtige Dinge zu unterhalten? Alltäglicher Blödsinn. Unter Männern ja sowieso nie ein Problem, denn da wird wenn dann ernsthaft nur über andere Frauen geredet und sonst wird einfach immer Revier abgesteckt. Immer ausgeforscht, was und wie und warum der Andere gerade macht. Immer die Position abgesteckt. Zumindest ein wenig. Aber auch nicht zuviel verraten. Ein bisschen geheimnisvoll muss ja immer noch sein.

Und mit Frauen? Auch nicht anders. Da wird in einem Fall immer noch probiert "ob da was geht", also keine Geheimnisse verraten, sondern eher geheimnisvoll bleiben. Man(n) weiss ja nie. Und wenn die Frage abgeklärt ist, gibt es eigentlich nur noch zwei mögliche Fälle: erstens da war schon mal was, dann erst recht nicht zu viel verraten, könnte zum Verhängnis werden ("Mit mir hast Du das nie gemacht, übers Wochenende einfach so rausfahren. Was? Du warst mit Ihr in unserem Lokal? Das hätte ich Dir nicht zugetraut."). Zweitens: da wird nie was werden, weil uninteressant oder geht nicht, dann muss ja auch nicht so viel ausgeplaudert werden.

Manche Männer haben dann (ganz seltsam und selten) Frauen als beste Freunde. Die haben den Jackpot. Erfahren alle Geheimnisse, und dürfen genau soviele Geheimnisse ausplaudern wie sie gerne möchten.


miss.understood «
 

» herr vincent


Der Song zum Text

"The Lost Art of Keeping a Secret"
Queens of the Stone Age

I've got a secret, I cannot say

Blame all the movement to give it away
You've got somethin, I understand
Holding it tightly, caught on command
Leap of faith, do you doubt?
Cut you in, I just cut you out

(chorus)
Whatever you do
Don't tell anyone
Whatever you do
Don't tell anyone

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